The Red/Green Pod – tauglicher Stativersatz?

Heute gibt’s wieder einen kleinen Erfahrungsbericht von meiner Seite. Wer häufiger hier im Blog mitliest, weiss, dass ich ein fleissiger Stativnutzer bin. Allerdings gerate auch ich immer wieder in Situationen, wo ich zwar ein Stativ bräuchte, aus irgendeinem Grund aber gerade keines dabei habe. Ich behelfe mir dann mit Auflegen der Kamera auf Tische, Mäuerchen, Stühle etc. Das hat allerdings den Nachteil, dass die Kamera sehr schwierig auszurichten ist und auch manchmal recht instabil liegt. Aus diesem Grund habe ich mir vor ein paar Jahren einen sogenannten „Green Pod“ zugelegt.

The Green Pod

Es ist im Prinzip die moderne Version des klassischen Bohnenbeutels bzw. „Beanbag“. Vorteil des Green Pods: Er ist klein, leicht, kompakt und hat eine Stativschraube und einen Objektivriemen, mit denen man die Kamera gut darauf fixieren kann. Er ist aus starkem und stabilem Gewebe, sodass er auch rauhem Untergrund widersteht. Es existieren zwei Varianten: Der Red Pod hat die Stativschraube in der Mitte, der Green Pod am Rand. Ersterer ist eher für kleinere Kameras gedacht, letzterer für Spiegelreflexmodelle mit grösseren Objektiven.

Ich benütze den Pod auf zwei Arten: Einerseits als Auflage/Stütze beim Freihand-Fotografieren, wie auch als Stativersatz (d.h. irgendwo hinlegen und mit Fernauslöser bedienen). Man ist damit auch nicht auf glatte, plane Flächen zum Auflegen angewiesen; Kanten von Stuhllehnen, unebene Felsen, Aeste etc. lassen sich mit etwas Geduld und Geschick als Unterlage verwenden (siehe Bilder).

Der Objektivriemen ist sehr nützlich zur Fixierung und Stabilisierung des ganzen Ensembles, ist allerdings nicht optimal gestaltet. Erstens ist die kleine Schnalle sehr schwergängig zu lösen (je grösser die Hände, desto fummeliger) und zweitens kann der Riemen die am Objektiv befindlichen Schalter verstellen (Autofokus, Bildstabilisator etc.). Der zweite Punkt ist natürlich nicht allgemeingültig, sondern abhängig vom Objektiv.

Schwierig ist der Wechsel vom Quer- zum Hochformat. Letzteres kann man nur verwenden, wenn man entweder ein zweites Stativgewinde seitlich an der Kamera hat, einen L-Winkel benutzt oder die Kamera einfach auf den Pod auflegt ohne Fixierung durch die Stativschraube. Da die Montage/Demontage aber wie gesagt etwas fummelig ist, lasse ich es meistens dann doch bleiben und fotografiere ausschliesslich Querformat. Genau umgekehrt verhält es sich, wenn man die Kamera an eine senkrechte Mauer hält; dann geht nur Hochformat.

.

The Green Pod

Hier die Unterseite, die von der Haptik her an Lastwagenplanen erinnert. Zum Grössenvergleich eine Streichholzschachtel daneben.

.

The Green Pod

Hier die Oberseite mit der Schraube für’s Stativgewinde und dem Objektivriemen.

.

The Green Pod

Die Schraube sowie das stabile Gewebe in Nahaufnahme.

.

The Green Pod

Der Objektivgurt mit einer der Halteschlaufen.

.

The Green Pod

Die Schnalle des Objektivriemens. V.a. in montiertem Zustand, d.h. flach auf dem Objektivtubus aufliegend, nur sehr fummelig zu lösen.

.

The Green Pod

Die Pentax 645D mit dem grossen 2.8/90mm MACRO auf dem Pod montiert. Selbst für eine so grosse und schwere Kamera lässt sich der Green Pod problemlos verwenden. Der Red Pod mit der mittigen Schraube ist hier weniger geeignet. Man sieht auch schön, wie der Objektivriemen über die Schalter läuft.

.

The Green Pod

Da der Pod nicht prall gefüllt ist, lässt sich der Inhalt nach Belieben verformen um die Kamera in einem anderen Winkel zu positionieren, z.B. nach oben geneigt.

.

The Green Pod

Oder hier nach unten.

.

The Green Pod

Mit etwas Geduld und Geschick funktionieren auch ungewöhnliche und gewagte Positionen. Dass man in diesem Fall mit Vorteil den Fernauslöser benutzt, dürfte klar sein.

.

Fazit

Nein, ein vollwertiger Stativersatz ist der Green Pod definitiv nicht: Dazu sind die Einschränkungen einfach zu gross. Nicht nur im Gebrauch, sondern v.a. auch bei der Auswahl der besten Kameraposition. Eigentlich ist es eher ein Stativkopf-Ersatz als ein Stativ-Ersatz. Trotzdem kann ich den Pod empfehlen, denn er kostet nicht die Welt und kann u.U. eine Aufnahme retten bzw. erst möglich machen (siehe unten). Dass er bei mir trotzdem nicht allzu häufig zum Einsatz kommt liegt einerseits daran, dass ich sowieso meistens ein Stativ dabei habe (entweder das grosse Gitzo oder das kleine Berlebach Mini), anderseits an einem prinzipiellen Problem: Zubehörteile wie der Pod, die als „Notnagel“ funktionieren, müssen immer „auf Mann“ sein, denn sonst liegen sie garantiert genau dann zuhause im Schrank, wenn man sie vor Ort dringend bräuchte. Für immer dabei ist der Pod aber halt doch relativ gross, sodass ich ihn meistens wider besseren Wissens zuhause lasse – und mich irgendwann prompt ärgere. Der Mechanismus  „kein Stativ = Pod einpacken“ funktioniert bei mir (noch) nicht automatisch.

Bei einer Gelegenheit hat mich der Pod aber tatsächlich gerettet. Wir waren für eine dreitätige Mini-Flusskreuzfahrt auf der Donau, Route Budapest-Bratislava-Wien (Bericht und Bilder folgen zu einem späteren Zeitpunkt). Ich hatte die Kamera sowie das Stativ zwar dabei (damals noch Nikon D700 und Manfrotto Trifive), aber ein klitzekleines Detail leider vergessen: Die Kameraplatte, um die Kamera auf dem Stativ zu fixieren. Da die Manfrotto-Platte relativ gross und sperrig war, war sie nicht permanent an der Kamera montiert, sondern nur bei Bedarf. Und prompt ging sie beim Packen vergessen. In dieser Situation war der Green Pod Gold wert. Das Stativ selber hatte ich ja mitgenommen, sodass ich den Pod als Stativkopf-Ersatz verwendet habe. So waren auch Langzeitbelichtungen zur blauen Stunde machbar.

Vorteile

  • Klein, leicht, kompakt (im Vergleich zu einem Stativ…)
  • Gute Befestigung der Kamera mittels Stativschraube und Objektivgurt
  • Stabile Verarbeitung
  • Auch für schwere Kameras mit grossen Objektiven geeignet
  • Lässt sich in den abenteurlichsten Positionen fixieren
  • Kann u.U. Aufnahmen retten bzw. erst ermöglichen

Nachteile

  • Noch ein Zubehörteil mehr, dass den Rucksack voller und schwerer macht
  • Das Einschrauben in das Stativgewinde der Kamera ist etwas fummelig
  • Die winzige Schnalle des Objektivgurtes ist ebenfalls fummelig zu lösen
  • Wechsel zwischen Hoch- und Querformat schwierig bis unmöglich
  • Für ein „immer dabei“ Zubehör grenzwertige Grösse

.

Alle Fotos in den Beiträgen dieses Blogs unterliegen dem Copyright Enrico Caccia. Ohne meine ausdrückliche Genehmigung ist das Kopieren, Herunterladen, Vervielfältigen, Verteilen oder sonstige Verwenden dieser Bilder aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Bei Interesse an einem der Bilder nehmen Sie bitte unverbindlich Kontakt mit mir auf.

For all photos in this blog: Copyright by Enrico Caccia, all rights reserved

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.