Blutmond über Zürich

Am 27. Juli 2018 fand ein besonderes astronomischer Ereignis statt: Eine totale Mondfinsternis, bei der sich der Mond orange/rot färbt, deshalb auch – etwas theatralisch – Blutmond genannt.

Dass ein solches Ereignis zum Fotografieren animiert, ist nur verständlich. Allerorten sah man fotografierende Leute, technisch gesehen war vom Handy bis zur Spiegelreflex mit Monster-Tele alles dabei. Ich selber allerdings packe meine Kamera normalerweise gar nicht aus bei solchen Gelegenheiten. Warum? Erstens besitze ich als längste Brennweite gerade mal ein 150mm-Objektiv (=120m auf Kleinbild bezogen), das ist für den Mond von „formatfüllend“ so weit weg wie eine Badeente im Zürichsee 😉 und zweitens ist in unseren Breitengraden die Sicht sowieso meistens durch Wolken, Nebel, Regen etc. eingeschränkt.

Dieses Mal habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht, denn es war klarer Himmel (ausser etwas Dunst in Horizontnähe) und v.a. hatten wir von unserem Schlafzimmerfenster aus (jawoll; dasselbe Fenster, von dem aus wir auch eine hervorragende Uebersicht der Baustelle Schuppis I haben… 😉 ) einen perfekten Blick auf das Spektakel. Und netterweise war die St. Gallus Kirche in Schwamendingen so freundlich, genau am richtigen Ort zu stehen, um als Vordergrund/Kulisse für den Blutmond zu dienen.

Da die Mondfinsternis ziemlich lange dauerte, hatte ich genügend Zeit, mit verschiedenen Einstellungen zu experimentieren. Spielraum hatte ich allerdings nur während der Dämmerung, aber da war der Mond des Dunstes wegen noch nicht gut zu sehen. Später dann ging’s eigentlich nur darum, einen akzeptablen Kompromiss in der Bildqualität zu finden zwischen Verschlusszeit, Blende und ISO. Mehr als 400 ISO wollte ich nicht gehen, meine 645D reagiert sonst recht zickig bzw. mit Rauschen. Länger als 2 bis höchstens 4 Sekunden sollte man auch nicht belichten, da der Mond sonst eiförmig wird. Da bleibt gar nichts anderes übrig, als die Blende so weit es geht aufzumachen. Dies bedeutet aber auch, dass entweder die Kirche im Vordergrund oder der Mond am Himmel unscharf wird (grosse Blendenöffnung = geringe Tiefenschärfe). Logischerweise habe ich auf die Kirche scharfgestellt, da sie das weitaus grössere Objekt im Bild ist; die leichte Unschärfe beim Mond fällt aufgrund der Grösse bzw. Kleinheit in normaler Ansicht kaum auf.

Natürlich gäbe es für jedes der  oben geschilderten Probleme eine digitale Lösung: Fotomontagen, Focusstacking und was es sonst noch so alles für Techniken gibt. Ist aber nicht so mein Ding; die beiden gezeigten Bilder sind „ganz normale“ Einzelaufnahmen, nur in Lightroom noch etwas entrauscht und „aufgepäppelt“. Sicher wären die Bilder beeindruckender, wenn der Mond grösser wäre; aber eben, mit 150mm…

PS: Leider habe ich erst im Nachhinein gelesen, dass um 22:34 Uhr die ISS-Raumstation den Zürcher Himmel passierte. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen, wenn ich die Raumstation noch erwischt hätte. Zwar habe ich einige Bilder um diese Zeit gemacht, finde jedoch keine Lichtspuren, die von der ISS stammen könnten.

 

Blutmond

Bei dieser Aufnahme sieht man noch einen kleinen Blauschimmer am Himmel

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Blutmond

Eine halbe Stunde später ist der Himmel bereits tiefschwarz. Der helle Punkt in der Bildmitte ist der Mars, der in dieser Planetenkonstellation offenbar sehr hell leuchtet, bzw. beleuchtet wird.

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