Malta – Allgemeine Reisetips

Dies ist der fünfte und letzte Beitrag über Malta. Hier schmeisse ich noch alle Infos rein, die ich in den bisherigen Beiträgen nicht unterbringen konnte… 😉 .

Und wie immer gilt: Die folgenden Informationen sind höchst subjektiv und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier werden keine Wikipedia-Einträge abgeschrieben, sondern ich schildere unsere eigenen Erfahrungen. Dass diese immer situationsbedingt sind und manchmal auch mangelhaft sein können, versteht sich von selbst. Wer sich aber für Malta interessiert, wird bestimmt auch noch andere Quellen anzapfen, sodass sich damit ein rundes Gesamtbild ergeben sollte. Ergänzungen oder auch gegenteilige Erfahrungen sind selbstverständlich willkommen; bitte die Kommentarfunktion dazu nutzen.

An- und Abreise

Air Malta fliegt von Zürich und vielen europäischen Destinationen aus direkt nach Malta. Flugzeit ab Zürich gut 2 Stunden. Die Preise schwanken wie bei Flugreisen üblich je nach Saison, Buchungszeitpunkt und Verfügbarkeit der Plätze um das Zwei- bis Dreifache. Von Sizilien aus fährt auch regelmässig eine Fähre, was aber für uns Nordeuropäer eher von theoretischem Interesse ist; ausser man macht von Malta aus einen (Tages-)Ausflug nach Sizilien.

Der Flughafen von Malta, Luqa, liegt zwar etwas abseits, aufgrund der Grösse bzw. Kleinheit der Insel ist das relativ zu sehen. Wer keinen Transfer gebucht hat und auch kein Taxi nehmen möchte, kann mit einem der normalen Linienbusse nach Valletta fahren. Wir hatten das Glück, dass unser Vermieter uns den Privat-Transfer “geschenkt” hat, da wir die Unterkunft bar bezahlt haben.

Malta - Valletta

Kurz nach dem Start in Luqa: Rechts oben Valletta, links gegenüber Sliema, in der Bildmitte Birkirkara, rechts unten die Pferderennbahn in Marsa.

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Geographie und Klima

Wir waren dreimal im Sommer (Juli/August) und einmal im Frühling (März/April) auf Malta. Im Sommer steigt das Thermometer tagsüber regelmässig auf 30° und darüber; Regen fällt zu dieser Zeit so gut wie gar nicht. Im Frühling schwanken die Temperaturen tagsüber zwischen 15° und 18°, wobei auch immer hin und wieder mal etwas Regen fällt. Auch im Winter soll die Temperatur angeblich nie unter 10° fallen. Nicht ausser acht lassen sollte man den Wind; während die Brise im Sommer als angenehm empfunden wird, kann der Wind zu anderen Jahreszeiten auch recht kühl sein. Pullover und Regenjacke gehören im Herbst/Winter/Frühling auf jeden Fall ins Gepäck.

Welches die beste Reisezeit ist, hängt stark vom jeweiligen Zweck der Reise ab: Badetouristen bevorzugen natürlich den Sommer; ausser Badehosen, T-Shirt und Shorts benötigt man nichts (ausser einem guten Sonnenschutz). Dazu sind alle touristischen Anlagen geöffnet und laufen auf Hochbetrieb.

Wer jedoch seinen Schwerpunkt eher auf die Natur oder Wanderungen legt, tut gut daran, im Frühling oder Herbst hinzufahren. Trotz der Möglichkeit von Regen und Wind ist das Klima wesentlich angenehmer. Auch die Vegetation blüht und grünt allerorten, während im Sommer die Inseln im Prinzip trockene, kahle, heisse Steinhaufen sind.

Der St. Thomas Tower bei Marsaskala im Frühling. Blumen und Kanonen – warum nicht…

Wer v.a. der vielen Sehenswürdigkeiten und Museen wegen nach Malta will, kann das vermutlich auch im Winter tun. Zwar ist das Wetter dann nicht so prächtig (offenbar recht häufig auch Regen), dafür wird es wohl die Saison mit den wenigsten Touristen sein. Wie es mit den Oeffnungszeiten der Museen und historischen Stätten steht, weiss ich allerdings nicht.

Mobil auf der Insel bzw. den Insel(n)

Selbst die Hauptinsel Malta ist mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von rund 26km relativ klein und überschaubar. Natürlich kann man ein Auto oder einen Roller mieten (Achtung: Linksverkehr!), aber das Busnetz ist so gut ausgebaut, dass das eigentlich gar nicht nötig ist. Im Gegenteil: Mit dem öffentlichen Verkehr ist man viel unabhängiger unterwegs, weil man einfach in den Bus steigen kann, wo und wann es einem beliebt. Eine einzelne Busfahrt kostet EUR 1.50 pro Person und Strecke. Mehrfahrtenkarten gibt es ab EUR 12 und ein unlimitiertes Wochenabo kostet rund EUR 20. Der Busverkehr ist sehr zentralistisch organisiert. D.h. die meisten Linien fahren sternförmig von und nach Valletta. Im Norden der Insel, bei Buggiba, gibt es ein zweites, etwas kleineres Busterminal, das ebenfalls viele Ortschaften direkt anfährt. Zwar existieren auch Linien, die weder Valletta oder Buggiba anfahren, die sind jedoch relativ selten. Vor ein paar Jahren wurde die ganze Busflotte modernisiert. Wo heute moderne grün-weisse Stadtbusse verkehren, ratterten bei unserem (vor-)letzten Besuch in 2009 noch die malerischen, englischen, gelb-schwarz-roten Postbusse durch die Gegend. Aus touristischer und fotografischer Sicht zwar ein Rückschritt, aber wer den Bus im Winter als Pendler nutzt, ist sicher froh, nicht mehr im Durchzug sitzen zu müssen oder von ausgeleierten Federungen durchgeschüttelt zu werden…

Diese Bild hat heute schon historischen Wert: Der alte Busbahnhof rund um den Triton Brunnen.

Eigentlich wäre die Insel aufgrund Ihrer Grösse, bzw. Kleinheit, prädestiniert, um per Velo erkundet zu werden. Leider scheint das Fahrrad dort eine sehr untergeordnete Rolle zu spielen. Alltagsfahrer/Pendler habe ich eigentlich gar keine gesehen, höchstens hin und wieder ein Mountain Bike oder ein Rennrad. Das hat zur Folge, dass sich die Autofahrer auch nicht an Radfahrer gewöhnt sind. Generell zeichnen sich die motorisierten Verkehrsteilnehmer (explizit sind damit auch die Busfahrer gemeint…) nicht unbedingt durch rücksichtsvolles Verhalten aus. Auf den teilweise engen Strassen mit nicht immer optimalem Belag würde ich mich als (durchaus geübter Stadt-) Radfahrer nicht sehr wohl fühlen. Schade; was für ein Gegensatz zu Jersey, wo ich letztes Jahr war…

 

Natur

Wie weiter oben bereits erwähnt, sind die maltesischen Inseln ziemlich steinig und felsig. V.a. im Norden und Westen sind beeindruckende Steilklippen zu bewundern. Aber auch die flacher abfallenden Küstenabschnitte sind meistens felsig. Richtige Sandstrände sind eher selten und meistens relativ klein (und im Sommer daher rappelvoll). Dafür gibt es unzählige kleine, romantische Badebuchten zwischen den Felsen, für die man aber halt auch mal einen halbstündigen Fussmarsch in Kauf nehmen muss. Das Landesinnere ist eher unspektakulär und wird eher durch die weithin sichtbaren Kathedralen und Festungen bestimmt. Wald gibt es nur einen einzigen auf Malta, und der wurde von den Johannitern künstlich angelegt. Wobei es für unsere Verhältnisse eher ein Park als ein “richtiger” Wald ist. Generell sind grosse Bäume auf Malta eher die Ausnahme, es überwiegen Büsche und Sträucher als Vegetation. Dementsprechend ist auch Schatten ein rares Gut in Malta.

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Leute

Im Laufe der letzten Jahrhunderte haben viele Nationen und Gruppierungen ihre Spuren auf Malta hinterlassen: Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Italiener, Engländer, Johanniter (Kreuzritter) etc. Das hatte natürlich auch Einfluss auf die Bevölkerung, die eine über die Jahrhunderte und verschiedene Einwanderungswellen hinweg zusammengewachsene Mischung aus verschiedenen Ethnien  ist. Die maltesische Sprache hat ihren Ursprung im Arabischen, ist jedoch durchsetzt mit Teilen aus dem Italienischen und anderen Sprachen, wobei der arabische Anteil hörbar überwiegt. Zwar sprechen alle Einheimischen auch Englisch, es ist jedoch eine Fremdsprache und wird mit einem nicht immer ganz einfach zu verstehenden Akzent gesprochen.

An vielen Häuserfassaden finden sich Marien- und andere religiöse Dekorationen. Malta ist (sehr) katholisch…

Das Verhalten der einheimischen Bevölkerung gegenüber den Touristen/Besuchern würde ich mal vorsichtig als “zurückhaltend” bezeichnen 😉 . Wir Schweizer sind ja auch nicht immer die Herzlichkeit in Person gegenüber Fremden, aber so brummlig wie die Malteser sind nicht mal wir Zürcher… Wobei man unterscheiden muss: Die in der Tourismusindustrie arbeitende Bevölkerung ist durchaus freundlich. In der Hochsaison im Sommer findet man ausserdem auch sehr viele Ausländer als Saisonnier (v.a. Briten und Italiener), die in den Touristenzentren von St. Julians bis Buggiba als KellnerInnen, Guides, Receptionisten etc. arbeiten.

Diverses

Essen/Verpflegung: Auch in der Küche zeigt sich der Multi-Kulti Einfluss der letzten Jahrhunderte: Die prinzipiell mediterrane Küche weist viele verschiedene, v.a. italienische und arabische, Einflüsse auf. Für die auswärtige Verpflegung gibt es eigentlich auf ganz Malta genügend Angebote in jeder Preisklasse und Geschmacksrichtung. Fischgerichte sind logischerweise omnipräsent und v.a. im Süden der Insel, bei Marsaxlokk reiht sich ein Fischrestaurant ans Nächste. Für Selbstversorger gibt es mehrere Möglichkeiten. Einerseits sind häufig mobile Wagen unterwegs, die v.a. Früchte und Gemüse für kleines Geld frisch ab Hof anbieten. Dann gibt es natürlich die kleinen Lebensmittelläden mit beschränktem (und nicht ganz so billigem) Angebot, die aber teilweise schwer zu finden sind. V.a. in Valletta selber mussten wir ziemlich suchen, bis wir etwas gefunden hatten. In den Wohngebieten rund um Valletta herum gibt es auch grössere Läden/Supermärkte, seit Neustem sogar einen Lidl in San Gwann. Bäckereien und kleinere Snackbuden findet man allerorten; das maltesische Brot ist übrigens sehr lecker und schmackhaft. Zwei Dinge haben es mir auf Malta besonders angetan: Einerseits das Getränk Kinnie und andererseits das Gebäck Kwarezimal. Kinnie ist ein relativ bitteres, alkoholfreies und kohlesäurehaltiges Getränk mit Wermutkraut und Orangen. Es sieht fast aus wie Cola und schmeckt sogar etwas ähnlich; allerdings fruchtiger und eben, bitterer. Das Gebäck Kwarezimal wird nur um die Osterzeit herum gegessen (so wie bei uns die Oster-Reisküchlein) und ist aus Mehl, gemahlenen Mandeln, Rosenwasser, Honig und anderen Zutaten hergestellt.

Preisniveau: Als Schweizer stellt man fest, dass es fast in ganz Europa billiger ist als zuhause, v.a. in südlicher Richtung. In Malta muss man allerdings etwas differenzieren. Viele lokale Produkte sind tatsächlich deutlich günstiger als zuhause. Demgegenüber stehen (ich vermute mal v.a. importierte) Produkte, die nur geringfügig vom nordeuropäischen Preisniveau abweichen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass im Jahre 2008 der Euro eingeführt wurde, der das Maltesische Pfund abgelöst hat.

Touristen: Das Klima, bzw. die unterschiedlichen Jahreszeiten haben nicht nur einen Einfluss auf die Temperatur oder die Vegetation, sondern auch auf die Art der Besucher. Während der Bade-Hochsaison im Sommer herrscht abends in den Clubs rund um den Hotspot St. Julians Ramba Zamba, in der Vor- und Nachsaison nimmt die Zahl der Besucher ab und das Durchschnittsalter zu… Auch aus diesem Grund sollten Nicht-Badetouristen eher im Frühling oder Herbst Malta erkunden.

Souvenirs: Auch auf Malta findet man denselben Ramsch, den es inzwischen wohl überall auf der Welt gibt und der vermutlich weltweit aus derselben taiwanesischen Fabrik stammt… Davon abgesehen gibt es aber durchaus regionale Produkte; besonders angetan haben es mir die aus dem örtlichen Kalkstein (Limestone) gefertigten Deko-Artikel. Der bei unserem ersten Besuch gekaufte Briefbeschwerer/Klammerbehälter aus Limestone steht immer noch auf meinem Schreibtisch zuhause und weckt Erinnerungen an unbeschwerte Familienferien… 🙂

Und natürlich habe ich dieses Mal ein Dutzend Kwarezimals mitgenommen. Zum Verteilen an Freunde und Bekannte (ein paar) aber natürlich auch zum Selberessen (das Meiste… 🙂 ).

Carrozzin: Dies sind Pferdekutschen, die an verschiedenen Orten in Malta für Sightseeing-Touren genutzt werden. Wir selber haben das Angebot nicht genutzt. Einerseits sind wir lieber unabhängig zu Fuss unterwegs, andererseits dauern mich auch die Tiere. Im Sommer müssen sie stundenlang in der brütenden Hitze stehen und auf Kundschaft warten.

Festas: Jede Ortschaft hat ihren Dorfheiligen und einmal im Jahr, normalerweise zwischen Mai und September, wird dieser mit einer Festa gefeiert. Die Strassen werden mit Girlanden, Bannern und Statuen geschmückt, Musik und ein Feuerwerk gehören auch immer dazu. In der Sommersaison ist eigentlich jede Woche irgendwo auf Malta ein Fest mit Feuerwerk.

Uebriges: Was macht den Malta nun so besonders gegenüber den anderen Mittelmeerinseln? Wie bereits erwähnt, haben Dutzende von Kulturen Ihre Spuren auf den Inseln hinterlassen, aber der bis heute prägendste Eindruck stammt eindeutig von den Johannitern/Kreuzrittern. Sie haben die Küstenregionen mit Festungen und das restliche Land mit Kirchen und Kathedralen überzogen, die bis heute DIE prägenden Elemente in Malta darstellen. Es gibt kaum eine Aussicht oder eine Landschaft, wo nicht irgendwo in der Nähe oder Ferne ein Festungsturm oder die Kuppel einer Kirche zu sehen ist. Dabei verschmilzt die Architektur mit der Landschaft, da beide aus demselben Kalkstein bestehen. V.a. im Sommer, wenn alles kahl und trocken ist, besteht kaum ein Unterschied zwischen Natur und Architektur. Das erzeugt eine sehr spezielle Atmosphäre, die ich eigentlich noch nirgendwo anders gesehen habe.

Ein Bild aus 2009: Mdina im Spätnachmittagslicht. Die roten Sonnenschirme auf der Aussichtsterrasse des Cafés wurden inzwischen durch einen gläsernen Wintergarten ersetzt… 🙁

Fotografische Anmerkungen

Die hin und wieder anzutreffenden roten Telefonzellen sind ein Ueberbleibsel der britischen Kolonialzeit.

Ich hatte meine Pentax 645D sowie die drei Objektive 3.5/35mm, 2.8/90mm Makro und 2.8/150mm dabei. Dazu natürlich wie immer Pol-, Grauverlauf- und Neutraldichtefilter und selbstverständlich – unentbehrlich nicht nur für Langzeitbelichtungen – das Stativ. Damit war ich für alle Situationen gerüstet und habe nichts vermisst. Der F-Stop Kenti hat sich auch auf Malta bestens bewährt und ist und bleibt mein aktueller Rucksack-Favorit.

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