Es ist bei mir und meiner Frau ja fast schon Tradition geworden, dass wir im November und/oder Dezember ein paar Tage in Locarno verbringen. Die letzten Jahre hatten wir jeweils Prachtwetter, dieses Mal hat uns tatsächlich der Regen erwischt, zumindest am ersten Tag.
Locarno
Am Anreisetag sind wir früh aufgestanden um den Morgenzug Richtung Süden zu nehmen. Der Plan war, nachmittags mit der Seilbahn auf die Cardada und evt. mit dem Sessellift weiter auf die Cimetta zu fahren. Man hat offenbar einen spektakulären Rundblick über den Lago Maggiore und die Alpen. Einzigartig auch die Tatsache, dass man von dort oben sowohl den tiefsten Punkt der Schweiz sieht (Lago Maggiore 193 M.üM.) wie auch den Höchsten (Dufourspitze 4634 M.ü.M). Leider fiel der Plan buchstäblich ins Wasser, denn es regnete ohne Unterbruch und die Webcam auf der Cardada zeigte nur „fifty shades of grey“… Das war umso bedauerlicher, weil die Bahnanlagen ab dem nächsten Tag für 6 Wochen geschlossen hatten aufgrund der jährlichen Revision. Irgendwie haben wir kein Glück mit der Cardada, das ist jetzt schon der insgesamt dritte gescheiterte Versuch in drei Jahren… 🙁
Ja, ich weiss, man kann durchaus auch zu Fuss auf die Cardada/Cimetta. Wenn man aber den Sonnenuntergang fotografieren möchte bzw. die blaue Stunde danach, müsste man in stockdunkler Nacht auf unbekanntem Terrain wieder absteigen – und das wäre unverantwortlich, bei nassen Bedingungen erst recht. Abgesehen davon, dass das wahrscheinlich ein Scheidungsgrund für meine Frau wäre… 😉
Na gut, dann eben nicht. So haben wir am Sonntagnachmittag eine Besichtigungstour durch diverse Kirchen, Kapellen und historische Gemäuer gemacht. Zuerst zu Fuss zur Madonna del Sasso aufgestiegen, anschliessend das Castello Visconteo besichtigt und zum Abschluss noch die Chiesa San Francesco und die Chiesa Santa Maria Assunta besucht.
Castello Visconteo, offenes Treppenhaus
Castello Visconteo, offenes Treppenhaus
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Chiesa Santa Maria Assunta. Sehr opulente Deckengestaltung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kapellen war in dieser Kirche keine Beleuchtung installiert, d.h. es war ziemlich finster. Belichtungszeit dieser Aufnahme >6 Minuten…
Der nächste Tag begann dann wettertechnisch sehr vielversprechend. Wir genossen unseren Vormittags-Espresso im Freien mit toller Aussicht auf den Hafen von Locarno.
Unsere Aussicht beim Espressoschlürfen: Hafen mit den herbstlich gefärbten Bäumen des Parco della Pace
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Bellinzona
Nachmittags war ein Ausflug nach Bellinzona geplant mit Besichtigung der drei bekannten Burgen. Noch schnell den leeren Akku meiner Pentax 645D gegen einen frischen gewechselt und es konnte los gehen. Theoretisch zumindest, denn ich musste mit Schrecken feststellen, dass mein „frischer“ Ersatzakku genauso leer war wie mein soeben ausgewechselter! Abgesehen vom ganz konkreten Problem des „nicht mehr Fotografieren könnens“ ärgerte ich mich vor allem über mich selbst. Normalerweise habe ich mein Akku-Management im Griff, aber das ist mir jetzt bereits das zweite Mal innert eines halben Jahres passiert 🙁 . Doch Glück im Unglück: Gleich beim Bahnhof war ein Fotogeschäft, dass sich gegen einen bescheidenen Unkostenbeitrag bereit erklärte, meinen Akku über die Mittagspause so gut wie möglich aufzuladen. Zwar mussten wir unsere Abfahrt nach Bellinzona etwas verschieben, dafür hatten wir Zeit und Musse für einen Espresso mit vorzüglicher Aussicht (siehe Bild oben).
Um halb zwei nachmittags ging es dann endlich los mit der S20 Richtung Bellinzona. Leider zogen bereits während der halbstündigen Fahrt dunkle Wolken auf; die Sonne liess sich für den Rest des Tages nicht mehr blicken, aber wenigstens blieb es trocken. Eigentlich war es aus fotografischer Sicht ganz gut so, denn der düstere Himmel unterstreicht den trutzigen Charakter der Burgen recht gut. Sonnenfotos des Castelgrande hatte ich ja vor zwei Jahren zur Genüge gemacht. Nach einem Bummel in der Altstadt und Kauf eines feinen Kastanienhonigs sind wir am späteren Nachmittag zu den beiden höher gelegenen Burgen Castello di Montebello und Castello Sasso Corbaro aufgestiegen. Das Timing war so geplant, dass wir zuerst die Burgen bei Tageslicht besichtigen konnten und nach Sonnenuntergang noch die beleuchteten Gemäuer. Das klappte soweit auch perfekt, allerdings waren die Innenräume der beiden Burgen so spät am Nachmittag bereits geschlossen, sodass wir uns auf die Aussenanlagen beschränken mussten. Man kann halt nicht alles haben und die geplanten Bilder während der blauen Stunde hatten für mich dieses Mal Priorität 🙂 .
Das Castello di Montebello am Nachmittag. Der düstere Himmel unterstreicht sehr gut den trutzigen Charakter des Gemäuers.
Komplett andere Stimmung dann nach Sonnenuntergang, wenn die Beleuchtung eingeschaltet wird. In der Südschweiz scheint man generell sehr kräftige, orange Beleuchtung zu lieben. Bei uns „im Norden“ werden im Gegensatz dazu eher neutrale, nur leicht gelbliche Schweinwerfer eingesetzt.
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Auch die schön beleuchtete Chiesa di San Sebastiano habe ich auf dem Rückweg noch „mitgenommen“
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Am nächsten Morgen ging es dann bereits wieder nach Hause. Noch ein kurzer Spaziergang am Ufer des Lago Maggiore für ein paar letzte Sonnenstrahlen und schon sassen wir wieder im Zug Richtung Zürich.
Panorama von Locarno aus in Richtung Westen. Das Originalbild ist aus fünf oder sechs Bildern zusammengesetzt und hat eine Grösse von rund 100MP (20’000×5’000). Solche Dateien bringen meinen vier Jahre alten iMac ganz schön zum schwitzen…
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