HD PENTAX-D FA 645 35mm F3,5 AL (IF) – Teil 2 – Vergleichsbilder

 

-> Hier geht’s zu Teil 1 des Objektivtests des HD Pentax D-FA 645 35mm F3,5 AL (IF)

Rahmenbedingungen

Die Rahmendbedingungen sind einfach erklärt: Kamera (Pentax 645D) auf einem stabilen Stativ (Gitzo Systematic GT5532S Carbon), Blende und Verschluss manuell eingestellt, Aufnahme mit Spiegelvorauslösung und drahtlosem Fernauslöser. Jeweils mehrere identische Aufnahmen mit den beiden Objektiven, aus denen jeweils das Beste pro Objektiv als Vergleich herangezogen wurde.

Import in Lightroom 6 ohne jegliche Entwicklungseinstellungen. Ausser minimalen An-gleichungen der Helligkeit keine Bearbeitung und beim Export selbstverständlich das automatische Schärfen unterdrückt.

Als Motiv habe ich jeweils eine Situation oder ein Objekt gesucht, bei dem eine bestimmte Schwäche das alten Objektives besonders gut zu erkennen ist und mich dabei an der Liste aus dem ersten Beitrag orientiert:

Schwächen des Pentax SMC FA 645 35mm F3.5 AL (IF)

  • Grösste (3.5) und kleinste (32) Blendenöffnung sind in der Praxis eigentlich tabu, die Bildqualität nimmt drastisch ab
  • Die zweitgrösste und -kleinste Blendenöffnung kann man verwenden, wenn man gewisse Qualitätseinbussen v.a. an den Rändern/in den Ecken in Kauf nimmt.
  • Bei starken Punktlichtquellen (z.B. Scheinwerfer und Strassenlaternen) starke Neigung zu Flares (Blendenflecken bzw. Linsenreflexionen)
  • Bei Gegenlicht ausgeprägte lila Farbsäume bei feinen Strukturen (Äste, Gitter, Leinen etc.)

Dazu noch zusätzlich:

  • Vignettierung
  • Verzeichnung
  • Bildqualität moderat abgeblendet (8)

Für viele Punkte würde sich die berühmt-berüchtigte Ziegelwand hervorragend eignen; ich hatte mir im Vorfeld bei einem Neubau in der Nähe auch schon eine besonders hübsche ausgesucht. Leider regnete es am vorgesehenen Testtag aber ununterbrochen, so dass ich in die Stadt fuhr und in einem Bahnhof auf einem gedeckten Perron einen adäquaten Ersatz in Form einer Glaswand fand.

Der Einfachheit halber verwende ich bei den folgenden Beispielbildern nicht die offiziellen, etwas sperrigen Bezeichnungen der Objektive, sondern abgekürzt “SMC” für das alte und “HD” für das neue Objektiv. Diese Kürzel beziehen sich auf die Vergütung; die Variante “FA” gegenüber “DFA” habe ich verworfen wegen zu grosser Ähnlichkeit der Begriffe.

Jetzt aber keine langen Reden mehr, gehen wir endlich in medias res… 🙂

Verzeichnung

Hier die Glaswand, die in den nächsten Absätzen auch für die Beurteilung der Schärfe herangezogen wurde. Die tonnenförmige Verzeichnung ist deutlich zu erkennen, ohne dass von blossem Auge ein Unterschied zwischen den beiden Objektiven auszumachen wäre.

Glaswand_SMC
Glaswand_SMC
Glaswand_HD
Glaswand_HD

 

Grösste und kleinste Blendenöffnung

Auch hier wieder die Glaswand. Jeweils vom Bildzentrum und der rechten oberen Ecke ein 100% Crop (512×1024 Pixel). Zum besseren, direkten Vergleich habe ich jeweils den entsprechenden Ausschnitt der beiden Objektive zusammen montiert: Links ist immer das alte SMC, rechts das neue HD. Ein Klick auf das Bild öffnet eine grössere Version.

f 3.5 Zentrum SMC - HD
f 3.5 Zentrum SMC – HD

Bei Offenblende im Zentrum ist das neue HD besser als das alte SMC, und zwar ziemlich deutlich!

f 3.5 rechts oben SMC - HD
f 3.5 rechts oben SMC – HD

Dasselbe gilt für die rechte obere Ecke. Wiederum ist das neue HD deutlich besser als das alte SMC. Dass die Ecken dunkler sind als das Zentrum, hat nichts mit der Vignettierung der Objektive zu tun, sondern liegt daran, dass die oberen Ecken tatsächlich dunkler waren, siehe auch das Gesamtbild unter “Verzeichnung”. Sehr gut sieht man in diesem Ausschnitt übrigens auch die Verzeichnung.

f 32 Zentrum SMC - HD
f 32 Zentrum SMC – HD

Bei der kleinsten Blendenöffnung, 32, ist von blossem Auge für mich kein Unterschied feststellbar. Hier schlägt die Beugungsunschärfe bei beiden Objektiven gnadenlos zu.

 

f 32 rechts oben SMC - HD
f 32 rechts oben SMC – HD

Auch in der rechten oberen Ecke sind beide Objektive etwa gleichauf, die Beugungsun-schärfe lässt grüssen.

 

Die zweitgrösste und -kleinste Blendenöffnung

f 4.5 Zentrum SMC - HD
f 4.5 Zentrum SMC – HD

Auch eine Stufe abgeblendet ist das alte SMC immer noch deutlich schlechter im Zentrum.

 

f 4.5 rechts oben SMC - HD
f 4.5 rechts oben SMC – HD

Ebenso in der rechten oberen Ecke; gut sichtbarer Vorsprung für das neue HD.

 

f 22 Zentrum SMC - HD
f 22 Zentrum SMC – HD

Bei der zweitkleinsten Blendenöffnung, 22, ist das neue HD im Zentrum eine Spur besser als das alte, der Unterschied erscheint jedoch gering.

 

f 22 rechts oben SMC - HD
f 22 rechts oben SMC – HD

Selbes Resultat für die rechte obere Ecke: HD leicht vor SMC. Der Unterschied ist allerdings gering, die Beugungsunschärfe gilt halt für beide.

 

Bildqualität moderat abgeblendet (f 8)

Natürlich interessiert auch die Bildqualität bei moderat abgeblendetem Objektiv, also quasi bei idealer bzw. “förderlicher” Blende.

f 8 Zentrum SMC - HD
f 8 Zentrum SMC – HD

Beide Objektive in etwa gleichauf, evt. mit minimalem Vorsprung für das neue HD.

 

f 8 rechts oben SMC - HD
f 8 rechts oben SMC – HD

Auch in den Ecken das gleiche Bild: Beide Objektive in etwa gleichauf, evt. mit minimalem Vorsprung für das neue HD.

 

Neigung zu Flares (Blendenflecken bzw. Linsenreflexionen)

Schon seltsam: Wenn man ausnahmsweise mal extra Flares einfangen möchte, gelingt es kaum. Ich musste die Kamera ewig hin und her rücken, bis ich ein paar schöne, deutliche Flares auf dem Schirm hatte…

Auch hier wieder dasselbe Prinzip wie oben: Linke Bildhälfte SMC, rechte HD.

f 3.5 Flares SMC HD
f 3.5 Flares SMC HD

Bei Offenblende sind die Flares (=Blendenflecken) logischerweise am diffusesten. Einen Unterschied zwischen dem SMC und dem HD kann ich allerdings beim besten Willen nicht erkennen.

Flares SMC HD 8
f 8 Flares SMC HD

Auch auf eine realistische Blende (8) abgeblendet, ist das neue HD genauso anfällig für Flares wie das alte SMC. Auch noch weiter abgeblendet sind beide Objektive auf demselben Niveau. Kein Vorteil für das neue HD. Der einzige Unterschied ist die Darstellung der Lichtquelle: Beim SMC ist es ein achtstrahliger Stern, beim HD sieht es eher aus wie eine Sonne. Ein Hinweis darauf, dass an der Konstruktion der Blende gearbeitet wurde. Evt. zugunsten eines gefälligeren Bokehs? Müsste ich nochmals austesten… Ansonsten gefällt mir offen gestanden der achtstrahlige Stern fast besser…

Ausgeprägte lila Farbsäume bei feinen Strukturen im Gegenlicht

Diese Aufnahmen entstanden freihand, da es ja nicht um Schärfe oder Auflösung geht. Im Gegensatz zu bisher wurden für ein Bildpaar Aufnahmen desselben Objektivs mit zwei verschiedenen Blendenstufen zusammenmontiert (obere Hälfte 3,5 untere 11).

 

Farbsaum SMC f 3.5 + f 11
Farbsaum SMC f 3.5 + f 11

Das alte SMC zeigt deutliches “purple fringing” bei Offenblende, abgeblendet auf 11 wird es deutlich besser.

 

Farbsaum HD f 3.5 + f 11
Farbsaum HD f 3.5 + f 11

Erstaunlicherweise dasselbe Bild beim neuen HD. Wenn überhaupt ein Unterschied zum alten SMC, dann eher schlechter bei Offenblende!

 

Vignettierung

Als Motiv musste eine hellgraue Wand herhalten. Belichtet wurde so, dass im Zentrum gerade Zeichnung vorhanden war. Zuerst das ganze Bild bei Offenblende. Bereits hier sieht man die Vignettierung deutlich. Die folgenden Bildpaare zeigen jeweils einen Ausschnitt aus dem Zentrum und aus der rechten oberen Ecke desselben Objektives bei derselben Blende.

Vignettierung_Uebersicht
Vignettierung_Uebersicht f 3.5
Vignettierung SMC f3.5, Zentrum - rechts oben
Vignettierung SMC f3.5, Zentrum – rechts oben

So direkt gegenübergestellt ist der Unterschied zwischen Zentrum und Ecke schon frappierend. V.a. wenn man bedenkt, dass diese Objektive ja eigentlich für einen MF-Vollformat-Sensor gebaut sind. Gem. Messung in Lightroom sind es hier rund 1.2 Blendenstufen.

 

Vignettierung HD f3.5, Zentrum - rechts oben
Vignettierung HD f3.5, Zentrum – rechts oben

Kein Unterschied zwischen SMC und HD. Auch hier beträgt der Lichtabfall zu den Ecken hin bei Offenblende rund 1.2 Blendenstufen

 

Vignettierung SMC f8, Zentrum - rechts oben
Vignettierung SMC f8, Zentrum – rechts oben

Ein Lichtabfall ist auch abgeblendet auf f 8 immer noch vorhanden, jedoch deutlich geringer. Lightroom zeigt eine Differenz von ca. 0.25 Blendendstufen an. Also praktisch vernachlässigbar.

 

Vignettierung HD f8, Zentrum - rechts oben
Vignettierung HD f8, Zentrum – rechts oben

Auch bei Blende 8 kein Unterschied zwischen SMC und HD. Beim HD scheint die Vignettierung etwas stärker zu sein, aber ich glaube, dass liegt eher daran, dass das Bild aus irgendeinem Grund etwas kühler ist.

Testweise habe ich auch noch meinen Polfilter montiert und obwohl meiner aufgrund der Xume-Magnetadapter relativ hoch baut, gab es keine zusätzliche Vignettierung. War bei einer  für’s volle Mittelformat (45×60) gerechneten Brennweite von 35mm an einem Crop-Sensor (33×44) auch nicht anders zu erwarten. Der Vollständigkeit halber sei es hier aber erwähnt.

Autofokus

Den Autofokus habe ich nicht explizit auf Herz und Nieren getestet. Beim normalen Gebrauch scheint mir kein Unterschied zwischen den beiden Objektiven zu bestehen. Im S-Modus ist er schnell und zuverlässig.

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Puh, das waren jetzt eine ganze Menge Fotos zum Betrachten und Beurteilen. Aber bei einem Neupreis von rund CHF 1’900.- kann es sich schon lohnen, 30 Minuten in das Studium der Aufnahmen zu investieren…

Im nächsten, dritten und letzten Teil meines kleinen, subjektiven Objektivtestes des HD Pentax D-FA 645 35mm F3.5 AL [IF] ziehe ich ein Fazit aller Resultate. Wurden die Erwartungen erfüllt? Und falls nicht, wie gravierend ist es in der Praxis?

Ich freue mich, wenn Ihr auch beim 3. Teil dabei seid.

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