Wer sich mit Fotografie beschäftigt und in den einschlägigen Foren und Internetportalen unterwegs ist, wird früher oder später über den Begriff „Bokeh“ stolpern. Wer jetzt meint, das töne wie der Name einer japanischen Anime-Comic-Figur oder einer Sushi-Variation, liegt gar nicht so falsch – zumindest, was die Herkunft des Wortes betrifft. Das Wort „Bokeh“ stammt tatsächlich aus dem Japanischen und bedeutet soviel wie „unscharf“ oder „verschwommen“. Konkret ist damit die Art und Weise gemeint, wie der unscharfe Bereich eines Bildes dargestellt wird. Wichtig: Das Bokeh wird ausschliesslich vom Objektiv bestimmt!
Quantität versus Qualität
Der Kontrast zwischen scharfen und unscharfen Bildbestandteilen wird ja sehr gerne dazu benutzt, das (scharfe) Hauptmotiv vom (unscharfen) Hintergrund zu trennen, bzw. hervorzuheben. Es gibt mehrere Parameter, die für das Gelingen dieses Vorhabens entscheidend sind: Motivabstand, Abstand des Hauptmotives vom Hintergrund, Brennweite, Sensorgrösse, Blende, Art des Hintergrundes und eben das Bokeh. Die meisten dieser Punkte sind technisch-physikalischer Natur und haben nur einen Einfluss auf den Grad der Hintergrund-Unschärfe. Dies kann nicht nur optisch „von Auge“ festgestellt werden, sondern ist auch messbar. Die beiden letzten Punkte „Art des Hintergrundes“ und „Bokeh“ unterscheiden sich davon wesentlich. Erstens wird damit nicht der Grad oder die Stärke der Unschärfe beeinflusst, sondern die Qualität, und zweitens ist diese Qualität nicht messbar, da subjektiv.
Die Einstellung der technischen Parameter für eine möglichst starke Hintergrund-Unschärfe sind schnell aufgezählt und in jedem Lehrbuch zu finden. Vereinfacht gesagt: Telebrennweite, offene Blende, der Abstand vom Hauptmotiv zum Hintergrund muss deutlich grösser sein als der Abstand zur Kamera und je grösser der Sensor, umso besser.
Bild-Hintergrund
Die subjektiven Kriterien sind schon schwerer zu beschreiben. Bei der Wahl des Bildausschnittes sollte man darauf achten, eine ruhigen Hintergrund auszuwählen mit organischen Formen und wenig Kontrasten; dies ergibt einen harmonischen Hintergrund, der nicht vom Hauptmotiv ablenkt. Im Gegensatz dazu stehen gitterartige Strukturen, Linien, technische Objekte etc. die auch in der Unschärfe noch deutlich als solche erkennbar sind und daher das Bild unruhig machen können. Gar keinen Einfluss auf das Bokeh oder die Schärfe/Unschärfe haben unifarbene Hintergründe wie eine weisse Wand oder ein strahlend blauer Himmel; wo nichts ist, kann auch nichts unscharf dargestellt werden…
Bokeh
Bei der Beschreibung des Bokeh wird es noch abstrakter. Es gibt zwar durchaus einige Kriterien, anhand derer man ein „gutes“ von einem „schlechten“ Bokeh unterscheiden kann, in letzter Konsequenz ist dies jedoch immer subjektiv!
Gutes Bokeh: Kreisrunde Lichtreflexe, „cremige“ Anmutung, weiche Verläufe. Schlechtes Bokeh: Eckige Lichtreflexe, Doppelkonturen, „harte“ Anmutung.
Wie Eingangs erwähnt, hängt das Bokeh vom Objektiv ab, genauer von der Objektivkonstruktion: Anordnung der Blendenlamellen, Glassorte, Glasschliff, Vergütung und Anordnung der Linsen etc. Einige Hersteller haben Objektive im Programm, die ganz spezifisch auf ein schönes Bokeh getrimmt sind, meistens als „Portrait-Objektive“ beworben.
Ich hoffe, mit den folgenden Beispielbildern werden die Text-Erklärungen etwas verständlicher… 🙂
Das erste Bildpaar zeigt dasselbe Motiv, einmal mit Blende 22 und einmal mit Blende 2.8.
Das nächste Bild zeigt einen problematischen Hintergrund. Rechts ein Fenstergitter mit Schattenwurf, links oben die Gitterstruktur eines Riegelhauses. Dies bringt Unruhe ins Bild; da kann auch das beste Objektiv nichts ausrichten, wenn der Fotograf den „falschen“ Hintergrund auswählt.
Das folgende Bild zeigt ein sehr schönes, „cremiges“ Bokeh.
Hier sieht man sehr schön die kreisrunden Lichtreflexe.
Bei den zwei folgenden Bildern dient die Unschärfe dazu, das Hauptmotiv vom Hintergrund zu trennen, im Fachjargon der Fotografen spricht man von „freistellen“.
Die meisten der obigen Beispiele wurden mit der Pentax 645D und dem HD D-FA 645 2.8 / 90mm ED AW SR Macro Objektiv aufgenommen, welches ein sehr angenehmes Bokeh hat. Wer mehr über diese Objektiv erfahren möchte, kann das hier tun.