Tragesysteme Teil 1 – Trekking Safari Pro+

Puh, dieses Jahr habe ich noch nicht viele Blog-Beiträge produziert. Kreativstau? Schreibstau? Keineswegs! Aber die Fotografie musste in letzter Zeit etwas zurückstehen, da es in anderen Lebensbereichen intensiver zu- und herging… 🙂

Dafür habe ich jetzt wieder einen kleinen, subjektiven Praxistest über ein Zubehörteil, von dem man eher wenig liest und hört, dass ich persönlich aber sehr spannend finde.

In diesem Beitrag habe ich mich als dreifachen Rucksackbesitzer geoutet. Aber ich muss gestehen, das ist noch nicht alles… Zusätzlich besitze/verwende ich nämlich noch zwei Gurt-Tragesysteme.

Denn: Selbst ein relativ kleiner Rucksack (immerhin braucht ja mind. die Pentax 645D + ein Objektiv darin Platz) ist ein wenig sperrig, man schwitzt am Rücken und die Kamera ist nicht sofort griffbereit. Hat man den Fotoapparat dann einmal entnommen, um schussbereit zu sein, zerren dauerhaft 1.5-2 kg am Handgelenk…

Gerade auf Städtetrips, wo ich tagsüber häufig nur mit einem Objektiv unterwegs bin, bietet sich eines der diversen auf dem Markt erhältlichen Gurt-Tragesysteme an. Da mein Nacken und meine Schultern jedoch sehr empfindlich auf einseitige bzw. asymetrische Belastungen reagieren (bin ja auch nicht mehr der Jüngste… 🙂 ) und diese gleich mit Verspannungen und Schmerzen quittieren, fallen die üblichen Verdächtigen wie Sun-Sniper, Blackrapid, Peak-Design etc. weg. Diese bestehen ja nur aus einem Gurt, der diagonal über einer Schulter getragen wird.

Offene Tragesysteme – also im Prinzip ein Rucksack-Tragesystem ohne Rucksack – bei denen die Last auf beide Schultern gleichmässig verteilt wird, sind eher selten. Zwei davon habe ich im Laufe der vergangenen Jahre ausprobiert und möchte Euch diese im folgenden kurz vorstellen und eine persönliche Bewertung abgeben: Trekking Safari Pro+ und Cotton Carrier.

Trekking Safari Pro+

Der Safari Pro+ wird auf www.trekking.fr für aktuell EUR 65.- vertrieben.  Es existieren verschiedene Varianten (zu verschiedenen Preisen), die aber alle auf demselben Prinzip basieren. Es war vor Jahren ein Spontankauf in einem (inzwischen vergessenen) Onlineshop und hat mich im Sonderangebot gerade mal CHF 35.- gekostet. Die Konstruktion könnte simpler nicht sein: Zwei Schultertragegurte, die auf dem Rücken in einem Stoff- bzw. Kunstleder-Dreieck zusammenlaufen. Auf dem Rückenteil ist eine kleine, flache Tasche angebracht, die aber erstens wirklich sehr klein ist und ausserdem am Rücken auch ziemlich unpraktisch vom Zugriff her (ausser man hat Schimpansenarme…). An den beiden Schultergurten sind vorne zwei Riemen mit gleitenden Kunststoff-Schnallen befestigt, deren Gegenpart an den Trageösen der Kamera befestigt wird. Zwei kleine Einschubtaschen für Speicherkarten auf den Schultergurten runden das Ganze ab.

Die Funktionsweise ist eigentlich ähnlich der eines klassischen Nacken-Kameragurts, ausser dass die Last nicht am Nacken zerrt, sondern auf die beiden Schultern verteilt wird. Bei Nichtgebrauch baumelt die Kamera vor der Brust (bzw. dem Bauch, je nach Einstellung…), zum Fotografieren hebt man sie einfach ans Auge, ohne sie vom Tragesystem lösen zu müssen. Durch die auf den Schultergurten gleitenden Schnallen ist dafür genügend Spielraum. Will man die Kamera von den Gurten lösen, einfach die beiden Schnellverschlüsse aufmachen und fertig. Für einen praktischen Hand-Tragegriff kann man dann die beiden kameraseitigen Riemen zusammenstecken. Zu Beginn hatte ich etwas Bedenken wegen der Haltbarkeit der Kunststoffteile in Verbindung mit der schweren 645D. Diese Bedenken haben sich im Laufe der Jahre aber als unnötig herausgestellt. Auch dass man die Stativplatte immer an der Kamera lassen kann, hat mich als fleissigen Stativnutzer im ersten Moment überzeugt. Theoretisch kann sogar ein normaler (Foto-)Rucksack über dem Safari Pro+ getragen werden. Ich empfand das jedoch nicht als sonderlich bequem; es hängt aber vermutlich stark von der effektiven Position der in diesem Fall vier Riemen auf den Schultern ab. Auf www.trekking.fr werden auch Beispiele gezeigt, wie das System mit mehreren Kameras oder einem Laptop-Koffer kombiniert werden kann.

Also eigentlich perfekt? Nun, der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Wie oben erwähnt, baumelt die Kamera bei Nichtgebrauch vor der Brust. Und genau das ist das Problem: Sie baumelt. Zwar nicht hin und her, aber vor und zurück. Bereits bei gemächlichem Schritt auf asphaltierten Strassen ist es ratsam, die Kamera mit einer Hand etwas zu fixieren, will man nicht dauernd vom eigenen Fotoapparat in den Magen geboxt werden. Vollends mühsam wird es jedoch, wenn man auf unbefestigten Wegen oder Pfaden wandert. Wobei ich fairerweise sagen muss, der Gurt selber kann wahrscheinlich gar nichts dafür, ich vermute eher, dass die Position der Kamera-Trageösen dafür verantwortlich ist. Diese sind ja im allgemeinen auf der Oberseite der Kamera angebracht. Dies bedeutet, dass die Kamera-/Objektivkombi nicht senkrecht am Körper hängt, sondern immer etwas in Schräglage gezogen wird. Wären die Trageösen am Kameraboden angebracht, wäre das Problem vermutlich deutlich entschärft. Und dann ist da noch das Problem mit der Stativplatte. Wieso Problem? Oben schrieb ich doch, das wäre ein Vorteil…? Prinzipiell schon, allerdings scheuern die Kanten der Stativplatte jedes T-Shirt und jeden Pullover innert kürzester Zeit am Bauch durch. Deshalb bin ich dazu übergegangen, diese doch jedesmal zu demontieren.

Safari Pro+

Der Safari Pro+ von Trekking in Rückenansicht. Links und rechts davon die beiden kurzen Riemen für die Kamera.

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Safari Pro+

Der Safari Pro+ in Rückenansicht, aber von vorne.

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Safari Pro+

Der Safari Pro+ in Rückenansicht über einem Kleiderbügel.

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Safari Pro+

Der Safari Pro+ von vorne über einem Kleiderbügel.

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Safari Pro+

Hier die beiden beweglichen Schnallen inkl der daran befestigten kameraseitigen Riemen.

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Trekking Safari Pro+

Hier die Pentax 645D mit den beiden kameraseitigen Schnallen. Diese werden einfach durch die Trageösen geschlauft und sind so sehr schnell befestigt bzw. demontiert. Rechts dann zusammengesteckt als provisorischer Tragegriff.

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Trekking Safari Pro+

So sieht es aus, wenn die Kamera schussbereit getragen wird. Auf dem mittleren Foto sieht man sehr schön die “Schieflage” der Kamera. Auf dem rechten Bild ist die Rückentasche sichtbar. Ohne Helfer keine Chance auf Zugriff im Gebrauch. Aber für Dinge, die man nicht dauernd benötigt, trotzdem ganz nützlich. Z.B. Microfasertuch, Graukarte, selten gebrauchter Filter etc.

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Trekking Safari Pro+

Zum Fotografieren hebt man die Kamera einfach ans Auge, wie man es mit einem klassischen Kamera-Nackengurt auch tut.

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Falls Euch die Bilder oben teilweise etwas flau und nicht ganz knackscharf vorkommen – völlig richtig, einige Bilder wurden mit dem iPad aufgenommen. Spielt aber in diesem Zusammenhang keine Rolle, denn zur Illustration reicht die Qualität allemal…

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Fazit Safari Pro+

 Vorteile

  • Einfache und simple Konstruktion
  • Günstig
  • Bei Nichtgebrauch leicht, flach und kompakt (findet in jedem Koffer und jeder Tasche noch ein Plätzchen)
  • Blitzschneller Zugriff zum Fotografieren
  • Kamera einfach montiert und demontiert
  • Stativgewinde bleibt frei bzw. Stativplatte kann an der Kamera bleiben
  • Je nach Kombination kann auch noch ein normaler (Foto-)Rucksack darüber getragen werden

Nachteile

  • Kamera baumelt vor dem Bauch vor und zurück
  • Für Städtetrips ok, auf unbefestigtem Terrain deshalb eher ungeeignet
  • Stativplatte scheuert ggf. T-Shirt oder Pullover durch

Trotz der oben erwähnten Nachteile habe/hatte ich dieses System über Jahre hinweg immer wieder mal in Gebrauch, v.a. bei Städtetrips oder dem klassischen Sonntagnachmittags-Spaziergang, denn es ist unkompliziert und flexibel.

Aufgrund der oben geschilderten Nachteile habe ich dann aber doch nach Alternativen gesucht. Dabei bin ich auf den Cotton-Carrier des amerikanischen Fotografen Andy Cotton gestossen. Im Gegensatz zum Safari Pro+ ist dies inzwischen ein ganzes System an Gurten, Haltern, Holstern, Adaptern etc. die sich miteinander kombinieren lassen.

Darüber aber mehr im zweiten Teil meines kleinen Praxistests:

  • Tragesysteme Teil 2 – Cotton Carrier (folgt demnächst)

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