Spektakulärer Wintermorgen auf dem Uetliberg

Ich weiss gar nicht, wieviele Male ich in meinem Leben schon auf dem Uetliberg war: Als Kind zum Schlittenfahren, als Jugendlicher mit den Pfadfindern, als Radfahrer mit dem Mountainbike, mit den Kumpels zum Fondue-Essen, als Fotograf zum Bildermachen und auch sonst zwischendurch immer wieder mal “einfach so”.

Der Wetterbericht für den 2. Januar war sehr vielversprechend: Hochnebel bis Obergrenze 700m, darüber Sonne. Da der Uetliberg deutlich über 800 M.ü.M liegt, waren das perfekte Voraussetzungen für spektakuläre Stimmungsbilder. Natürlich bleibt immer ein Restrisiko und es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ich mich in aller Herrgottfrühe aus dem Bett gequält hätte, nur um dann vor Ort festzustellen, dass die Hochnebelobergrenze leider auf 900 M.ü.M. gestiegen war. Nicht so heute! Anmerkung: Einige der an diesem Morgen entstandenen Bilder habe ich schon im letzten Beitrag “Ups…, I did it again” gezeigt.

Als ich oben ankam, leuchtete der Himmel über dem Horizont bereits zartrosa und tauchte die Landschaft in ein fantastisches, geradezu kitschiges Licht.

Uetliberg Hochnebel
Kurz vor Sonnenaufgang verwandelt die rosarote Reflektion den Picknickplatz in eine Märchenlandschaft

Nach ein paar Bildern im Wald wollte ich auf den Aussichtsturm, da man von da oben eine herrliche 360-Grad-Rundumsicht hat; perfekt zum Fotografieren. Lange Zeit war der Aufgang gratis, vor ca vier Jahren wurde ein Drehkreuz mit einem Münzeinwurf eingerichtet, wo man einen Obolus von CHF 2.- zu entrichten hatte. Seit Sommer letzten Jahres kostet der Zugang sogar CHF 5.- pro Person (inkl. Kinder). Wie immer, wenn man für eine Leistung, die bisher gratis war, etwas zu bezahlen hat, ist man spontan erstmal etwas verärgert. Allerdings wurde mir relativ schnell bewusst, dass gerade die Einführung dieser Gebühr für uns Fotografen einen unschätzbaren Vorteil bietet: Es hat viel weniger Leute auf dem Turm. Früher, zu Gratis-Zeiten, war der Turm ein beliebter Tummelplatz für Freizeitsportler, die, nachdem sie auf den Uetliberg gejoggt waren, noch schnell den Turm hoch- und runterliefen. Das ist aus sportlicher Sicht sehr bewundernswert, aus fotografischer Sicht jedoch eine Katastrophe. Das Getrampel der hoch- und runterrennenden Jogger brachte die ganze Stahlkonstruktion zum Vibrieren – eine Langzeitbelichtung von mehreren Sekunden war nur mit viel Geduld und Glück möglich. Heute bleiben die Jogger verständlicherweise unten und überlassen den Turm den Zahlungswilligen. Trotzdem muss ich sagen, 5 Franken pro Person finde ich überrissen. Für mich als einzelnen Fotografen ist das zwar kein Problem, da ich dafür ja haufenweise tolle Fotos bekomme. Als Ausflügler, der mit Frau, Sohn, Schwiegertochter und Enkelkindern auf den Turm möchte und für 5 Minuten Fernsicht dann Dreissig oder mehr Franken hinblättern muss, finde ich das ziemlich unverschämt…

Uetliberg
Der Blick vom Turm hinunter auf die Aussichtskanzel am Boden.

Ich meine ja, das spannendste Motiv bei einem Sonnenaufgang ist gar nicht der Sonnenaufgang selber, sondern die Szenerie und das Licht in der Landschaft. Will heissen, die Sonne selber ist bei mir häufig gar nicht auf dem Bild, auch den Horizont und den Himmel blende ich gerne aus.

Uetliberg Hochnebel
Die allerersten Sonnenstrahlen erreichen den Wipfel des Baumes im Vorgergrund, während alles übrige noch im (fliessenden) Nebel liegt. Das Bild ist nur wenig bearbeitet, die Hasselblad X1D liefert schon von Haus aus wunderschöne, harmonische Farben.
Uetliberg Hochnebel sw
Ähnlicher Ausschnitt ein paar Minuten später, aber mittels Neutraldichtefilter die Belichtungszeit auf 11 Sekundern verlängert, Dadurch wird die Bewegung des fliessenden Nebel besser sichtbar. In Verbindung mit den ersten Sonnenstrahlen ergibt das ein fast surrealistisch anmutendes Bild.
Uetliberg
Das Nebelmeer…
Uetliberg
…und eine Nebelinsel

Nachdem ich einfach noch etwas die wärmenden Sonnenstrahlen genossen habe, bin ich wieder hinunter in den Wald, um im Nebel auf Motivsuche zu gehen. Im Nebel drin herrscht ja eine ganz eigentümliche Atmosphäre, Geräusche werden verschluckt, alles scheint den Atem anzuhalten. Die erste halbe Stunde habe ich gar nicht gross fotografiert, sondern einfach diese fast meditative Ruhe genossen.

Uetliberg Winterwald Laub
Blattstudie…
Uetliberg Winterwald
Winterwald
Uetliberg Winterwald
Das verwunschene Tor… An diesem Gittertor bin ich wohl schon hundertmal vorbeispaziert und es war hundertmal verschlossen. Ausser heute. Zum Glück habe ich mich noch einmal umgedreht, sonst wäre mir dieses Motiv entgangen.


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