Hochzeitsfotografie – 2. Teil Kirchliche Trauung

Bei den Vorbereitungen am Morgen war ich nicht eingeteilt, dies wurde von einem der zwei anderen Kollegen abgedeckt. Mein erster Einsatz war die Trauung in der Kirche.

Kirchliche Trauung

Gerade in der Kirche macht es wenig Sinn, wenn sich drei Fotografen rund um die Brautleute tummeln, sodass ich mich gleich nach dem Einmarsch der Braut auf die Empore verdrückt habe, wo ich in Ruhe mein Stativ aufbauen und schöne Uebersichtsbilder schiessen konnte, bzw. mit dem 150er Tele auch formatfüllende Ganzkörperportraits. Bei der Durchsicht der Bilder später am Computer ist mir dann aufgefallen, dass der Bräutigam sehr häufig die Augen geschlossen hatte; man könnte anhand der Bilder fast meinen, dass er während der Trauzeremonie ein Nickerchen gemacht hat 😉.

Hochzeit
Uebersichtsbild mit dem Chor (und dem zweiten Fotografen unten links… 😉 )
Hochzeit
Mit dem 150er Tele gelangen auch von der Empore herunter freigestellte Ganzkörperportraits. Auch hier wollte ich nicht bloss das Brautpaar, sondern auch den Hintergrund mit dem Glasfenster miteinbeziehen inkl. des Lichteinfalls. Auch bei dieser sowie der vorgehenden Aufnahme kam die im Abschnitt C beschriebene Methode zur Anwendung

Abgesehen vom dösenden Bräutigam hatte ich drei «Probleme» in der Kirche: A) Autofokus, B) wenig Licht, C) hoher Kontrast.

A Der Nachführ-Autofokus der Pentax 645D ist wirklich absolut unterirdisch; selbst die ganz gemessen daherschreitende Braut überforderte das System komplett. Da ich meine Kamera inzwischen ja kenne, habe ich mit dem Single-AF jeweils auf eine Stelle VOR der Braut fokussiert und dann mit Auslösen gewartet, bis sie genau an dieser Stelle angekommen war. Mit meiner guten alten Nikon D700 hatte ich Möwen im Sturzflug fotografiert und so gut wie keinen Ausschuss in Sachen Schärfe! Keine Ahnung, was mich geritten hat, die Nikon damals zu verkaufen…

B Natürlich war’s schummerig in der Kirche. Da gibt’s ja grundsätzlich drei Parameter, an denen man schrauben kann: ISO, Blende und Verschlusszeit, ggf. mit Unterstützung des Stativs. Bei der Pentax 645D kann man guten Gewissens nicht höher als ISO 400 gehen und selbst dann muss man in der Nachbearbeitung ordentlich entrauschen. Das ergab dann bei Blende 4 eine Verschlusszeit von 1/20 Sek. Nicht gerade üppig, wenn der Pfarrer nicht aufhören will, mit den Armen zu fuchteln… Ein bisschen was rausholen kann man noch durch eine Blende Unterbelichtung, was sich später gut in Lightroom korrigieren lässt; gerade in Verbindung mit den (relativ…) hohen ISO ist das aber auch nicht wirklich qualitätsfördernd. Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, vom Stativ aus zu arbeiten; auf der Empore hatte ich genug Platz dafür und musste auch nicht umherhetzen. So war die Grundschärfe gesichert; ansonsten musste ich gezwungenermassen Momente abwarten, wo die Leute sich nicht bewegten bzw. in einer Bewegung kurz innehielten.

Hochzeit
Sowohl die Hand wie auch der Kopf sind bei diesem Bild verwischt. Meine Strategie dagegen: Von jeder Situation mehrere Bilder schiessen, um solche Ausreisser dann in der Nachbearbeitung aussortieren zu können.

C Die Verwendung des Stativs kam mir auch bei der Lösung des dritten Problems entgegen: Hoher Kontrast durch die Glasfenster. War nämlich der Innenraum korrekt belichtet, waren die Glasfenster überstrahlt und ausgefressen, wollte ich die Fenster in den leuchtenden Farben zeigen, die sie tatsächlich hatten, war der Rest des Fotos schwarz. Mein Lösungsansatz: HDR. Ich bin kein grosser Fan von HDR, aber in solchen Situationen geht es nicht anders. Ich habe also von den Szenen, bei denen die Fenster im Bild waren, immer noch eine Belichtung mit einer Korrektur von 4 Blendenstufen minus gemacht, die ich später dann in LR per HDR zusammenfügen wollte.

Ich schreibe bewusst «wollte», denn die automatische HDR-Funktion in Lightroom ergab durch die Bank extrem dunkle Ergebnisse, so als ob die meisten Bildinformationen aus dem unterbelichteten Foto genommen wurden und und das korrekt belichtete gar nicht gross zur Verwendung kam. Ich bin dann auf Pixelmator (Photoshop geht natürlich auch 😉 ) ausgewichen und habe die korrekt belichteten Fenster ausgeschnitten und einfach per copy/paste in das andere Foto eingefügt. Dass jeweils beide Bilder aufgrund der Verwendung des Stativs pixelgenau deckungsgleich waren, hat die Sache sehr vereinfacht.

Hochzeit
So sieht das Bild aus, wenn auf den Innenraum belichtet wird. Die Fenster, v.a. das linke, sind komplett ausgefressen, obwohl ich die Lichter ganz runtergezogen haben, um wenigsten ein Ueberstrahlen zu vermeiden.
Hochzeit
So sieht das Bild aus, wenn ich die Fenster aus einem mit vier Blendenstufen unterbelichteten Bild in Pixelmator ausgeschnitten und im ersten Bild eingefügt habe. Perfekt. Die Lampen an der Wand hätte man auch noch korrigieren können, aber einfach ausschneiden und einfügen hätte hier aufgrund der unscharfen Kanten nicht funktioniert; und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich nicht so der Retuscheprofi bin…

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